April 21, 2022
”..ich ..habe jetzt ca. 1000 Angebote für zukünftige Berufe gesammelt (und 1000 Kugelschreiber)..“”
Die Pycon ist die weltweit größte Konferenz, die, wie der Name bereits suggeriert, die Programmiersprache Python in den Mittelpunkt stellt. Obwohl diese Messe ursprünglich aus der USA stammte, findet sie heutzutage in vielen verschiedenen Ländern statt, so auch in Deutschland. Durch moinworld hatte ich die Chance, die Pycon DE 2022 in Berlin zu besuchen.
Über mich
Hi. Ich bin Melina, 17 Jahre alt und komme aus Thüringen. Im Gegensatz zu einigen meiner Schulkameraden programmiere ich nicht schon seit dem fünften Lebensjahr, sondern kam erst vor kurzem dazu. Da ich seit der Grundschule an Mathematikwettbewerben teilnehme, beschloss ich mit 14 Jahren auf eine Spezialschule zu wechseln. Dort bemerkte ich eher langsam, dass ich Informatik mochte, nahm schlussendlich mit 16 Jahren zum ersten Mal am BWINF teil. An meiner alten Schule hätte ich wahrscheinlich nicht einmal Informatik gewählt, da ich selbst dachte, ich könnte nichts mit Computern anfangen und dass das sowieso nur so ein “Nerdzeug” ist.
Und sonst?
Ich programmiere hauptsächlich in Python (seit ca. 2 Jahren), für die Schule nutze ich allerdings Java; ab und zu teste ich auch andere Sprachen wie Prolog. “Mein Thema” ist Gesangssynthese, darüber verfasste ich bereits drei Facharbeiten.
Wie ich zur Pycon kam…
Aktuell besuche ich die 11. Klasse meiner Schule, das heißt, ich habe nun Informatik als Leistungskurs wählen können. Bei uns ist die Teilnahme am BWINF seit diesem Schuljahr verpflichtend, ich hätte aber so oder so teilgenommen. So kam eins zum anderen, jedenfalls gewann ich einen Preis und qualifizierte mich für die zweite Runde. Bei moinworld wollte ich erst als Trainerin an dem Python Kurs für Mädchen teilnehmen, musste dann aber leider aufgrund anderer Verpflichtungen erst einmal absagen. Moinworld ermöglichte mir aber zusammen mit einer anderen Kursleiterin die PyCon in Berlin zu besuchen. Hier ein Bericht meines Konferenzbesuchs:
Montag
Am ersten Tag war ich anfangs sehr überfordert, obwohl ich versuchte, mir vorher auf der Seite alles so gut es geht durchzulesen. Ich stand um 4 Uhr auf, um nach Berlin zu kommen, dort irrte ich dann ein wenig durch die Stadt, bis ich am Alexanderplatz ankam. Obwohl ich objektiv betrachtet nicht schlecht Englisch spreche, war es anfangs schon ein wenig ungewohnt, mit den Leuten dort zu reden. Bis zum Mittag mied ich daher die meisten Menschen und versuchte erstmal, mich zurecht zu finden. Als ich allerdings zusammen mit mehreren Personen am Tisch aß, taute ich ein wenig auf und wir unterhielten uns fast eine gesamte Stunde. Als ich mich an das Sprechen auf Englisch gewöhnt hatte, machte ich mich mit den zahlreichen Firmen, die dieses Event sponserten, vertraut. Ich zog also von Stand zu Stand und sprach mit den Personen dort ein wenig über die Dinge, die sie tun und habe jetzt ca. 1000 Angebote für zukünftige Berufe gesammelt (und 1000 Kugelschreiber)..
Ich besuchte am Montag nur zwei Talks, da ich ab 15 Uhr echt müde wurde. Trotzdem würde ich sagen, dass der Tag am Ende doch echt angenehm war.
Dienstag
Nach schätzungsweise 10 Stunden Schlaf und mit sehr viel neuer Energie beschloss ich, heute das volle Programm mitzunehmen, also ein Tutorial zu besuchen und die Lightning Talks. Letzteres sind spontane fünf Minuten Vorträge der Gäste, die laut den CodeChem-Leuten (vom Mittagessen am Montag) der Höhepunkt der Pycon sind. Das Tutorial zu Decorators in Python lehrte mir sehr viele neue Dinge,leider konnte ich aber nicht selbst programmieren, da ich keinen Laptop hatte. (Tipp: Nehmt einen Laptop mit, man braucht ihn wirklich.) Außerdem besuchte ich u.a. auch den sehr lustigen Talk “Stupid things I’ve done with Python”, generell kann man sagen, dass es eine große Variation an Talks gab. Es gab solche über nischige Themen der Programmierung, dann Talks über das Berufsleben, Talks über ethische Fragen und auch einfach lustige, auflockernde Talks.
Das fand ich besonders angenehm, da ich mit meiner Erfahrung noch nicht der größte Pythonkenner bin und deswegen sehr enttäuscht gewesen wäre, wäre alles nur so fortgeschritten gewesen. Die Lightning Talks am Ende jedenfalls mochte ich auch, hätte ich früher gewusst, was das ist, dann hätte ich glatt selbst einen gehalten. Diese waren nämlich stets erfrischend und sehr, sehr humorvoll, trotzdem lehrreich.
Mittwoch
An diesem letzten Tag konnte ich nur kurz bleiben, da mein Zug schon früh fuhr. Um möglichst viel aus dem Tag zu machen, besuchte ich drei total verschiedene Talks kurz aufeinander: Einen zum Thema Inklusion von Menschen mit einer Sehschwäche, einen anderen zum Thema NLP durch XAI und den letzten zum Thema Codeverständnis von fremden Projekten. Ich sprach nochmal mit einigen Leuten an den Firmenständen, da ich zumindest ab und zu einen kleine 15 Minuten Pause hatte. Nachdem ich mir noch ein cooles Pyconshirt holte, musste ich leider gehen.
Resümee
Die Pycon ist die erste Konferenz zum Thema Informatik, die ich je besuchte. Die Möglichkeit, internationale Unternehmen kennenzulernen und besonders auch hinsichtlich meines anstehenden Studiums vielseitige Angebote für Werkstudententätigkeiten inkl. Beratung zu bekommen, half mir sehr weiter. Zudem habe ich nie zuvor offline auf Englisch über komplexere Themen philosophiert, auch diese Erfahrung war besonders. Auf der Pycon traf ich auf eine sehr offene und warme Community, die sich Inklusion nicht nur auf die Fahne schreibt, sondern diese auch lebt. Egal mit wem ich sprach, niemanden interessierte, dass ich ein Anfänger bin, dass ich noch zur Schule gehe oder dass ich ein 17-jähriges Mädchen bin. Auch wenn ich nicht allzu viele neue Sachen über Python lernte, hörte ich von vielen Lebensläufen und Karrieren, die mich inspirierten. Ich denke, jeder, der die Informatik liebt, hätte dort Spaß gehabt, unabhängig von Faktoren wie Vorwissen etc…Zuletzt würde ich mich gerne noch einmal bei dem Moinworld-Team für die Möglichkeit, an solch einem tollen Event teilzunehmen, bedanken. Außerdem gilt mein Dank auch der Pycon für das Sponsoring und die Messe generell, CodeChem für das lustige Gespräch und den Tipp für die Lightning Talks und der Firma Rosen für das Überraschungsei.
Geht es Euch auch wie Melina, dann meldet Euch bei uns moin@moinworld.de. Wir bringen junge Frauen mit Interesse an Informatik zusammen. Habt ihr bereits Vorkenntnisse, könnt ihr bei uns anderen Mädchen helfen, den ersten Schritt im Programmieren zu machen und neben der Schule/Studium als Übungsleiterin etwas dazu verdienen. Darüber hinaus fördern wir Euch durch unser Netzwerk in der IT-Branche.
Mehr in unserem Blog: Empowerment von Mädchen durch Mädchen und jungen Frauen bei moinworld
Wenn ihr mehr dazu wissen möchtet - einen Einblick darüber was wir tun bekommt ihr in diesen Blogbeiträgen:
Ein Interview mit Julia Herbst - Mentorin des Python Fortgeschrittenen Kurses den moinworld über die Lernen.cloud kostenlos anbietet - den Beitrag findet ihr hier
Ein Interview mit Schülerinnen: Wie begeistert man Mädchen für Informatik? - Lest mehr dazu hier
Informatik Unterricht an einer Grundschule - durchgeführt von Mädchen von moinworld - lest mehr dazu hier
Vorbereitungskurse von Mädchen für Mädchen auf den Bundeswettbewerb Informatik mehr hier
Wie alles angefangen hat: Kurse für Mädchen von Mädchen demnächst bei moinworld den Bericht dazu gibt es hier