Interview mit Julia (18), Nachwuchs-Mentorin

September 2, 2021

Ein Interview mit Julia Herbst - Mentorin des Python Fortgeschrittenen Kurses den moinworld über die Lernen.cloud kostenlos anbietet

Die Diversität in der Tech-Branche lässt heutzutage leider noch auf sich warten, denn bisher handelt es sich hierbei noch um einen „Boys-only-Club“.

Da es hierzulande an Fachkräften mangelt, benötigt Deutschland sogar Unterstützung aus dem Ausland. Dabei gibt es doch so viele intelligente Mädchen an Deutschlands Schulen, deren Potenzial ungenutzt bleibt.

Warum das so ist?

Zum einen, weil ihnen die möglichen Karrierewege gar nicht aufgezeigt werden, zum anderen, weil der Eindruck vermittelt wird, dass ein Erfolg in der IT nur mit guten Noten in Physik und Mathe zu erreichen. Das stimmt so aber nicht. Auf mehr weibliche Unterstützung warten, will Julia Herbst nicht mehr. Sie ergreift Eigeninitiative und engagiert sich, um mehr Mädchen und junge Frauen über diesen Bereich zu informieren und ein mögliches Interesse zu entdecken, zu wecken und zu fördern.

Mit dem “Python für Fortgeschrittene”-Kurs, den moinworld über die Lernen.Cloud vom Hasso Plattner Institut anbietet, erhielt sie die Möglichkeit zusammen mit anderen Mädchen den Kurs zu leiten und ihr Wissen weiter zu geben. Heute haben wir sie zu ihren Erfahrungen interviewt:

Julia, wer bist Du eigentlich, wie alt bist Du und was machst Du?

Ich bin 18 Jahre alt, mache nächstes Jahr mein Abitur und leite einen Programmier-Kurs für Schüler:innen unterschiedlichen Alters.

Mädchen identifizieren sich nicht häufig für den MINT-Bereich. Wie reagieren andere Menschen, wenn Du berichtest, dass du anderen jungen Menschen programmieren beibringst und Dich diese Themen interessieren?

Das Interesse steigt sogar aktuell, glaube ich. In unserem Physik-Leistungskurs sind wir zur Hälfte Mädchen. Trotzdem reagieren Menschen manchmal noch etwas verwundert, fragen nochmal nach, um sich zu versichern.

Wie hast Du von diesem Kurs erfahren und wie bist Du dazu gekommen, ihn zu leiten?

Bei dem Bundeswettbewerb für Informatik („Girls at BWinf“), an dem ich teilgenommen habe, wurde ich gefragt ob ich mir so etwas vorstellen kann. Es klang spannend, also habe ich mitgemacht.

Hast Du schon Erfahrungen in der „Lehrer-Position“ zu sein?

Nein, etwas ähnliches wie diesen Kurs zu leiten habe ich noch nie gemacht. Ich gehe selbst ja auch noch zur Schule und mache nächstes Jahr erstmal mein Abi.

Habt ihr Informatik in der Schule?

Bei uns gibt es Informatik zwar nicht als Pflicht-Unterrichtsfach, in der Oberstufe ist es aber möglich ein Wahlfach Informatik zu absolvieren, woran auch ich nächstes Jahr teilnehmen werde. Das ist dann nur ein Jahr lang. Ich glaube aber, für die unteren Klassenstufen gibt es jetzt ein größeres Angebot, beispielsweise das Fach „IMP“ (Informatik, Mathe und Physik), also eine Art Kombi-Kurs dieser drei Fächer. Das ist aber auch nicht verpflichtend.Für die Schule konnte ich das Programmieren bisher nur für Vorträge in Mathe oder Physik gebrauchen…

Wie hast Du dein Interesse für IT entdeckt?

Dadurch, dass mein Vater ist Informatiker ist und mein Bruder Mathe studiert, war ich schon immer mit diesem Bereich konfrontiert, sodass auch mein Interesse auf dem Gebiet geweckt wurde.

Zu den Teilnehmer:innen: Wie alt sind sie, warum nehmen sie teil und wie nehmen sie dieses Bildungsangebot an?

Die jüngsten besuchen die 7. Und 8. Klasse, sind also zwischen 13 und 14 Jahre alt. Manche sind aber sogar älter als ich. Die meisten kennen sich schon ein bisschen mit dem Thema aus, da sie in einem Einstiegskurs die Grundlagen erlernt haben, auf den wir uns auch beziehen. Mit den Entwickler:innen des Einsteigerkurses Kurses standen wir in Kontakt und sie haben uns Feedback für unseren weiterführenden Kurs gegeben. Ihre Beweggründe teilzunehmen sind unterschiedlich, aber meist wollen sie Neues lernen und sich weiterbilden und haben auch viel Spaß daran.

Zum Kurs selbst: Wie genau läuft er überhaupt ab?

Bei uns kommt es auch viel auf Eigeninitiative an, da es sich um einen „Selbst-Übungskurs“ handelt. Wir stellen Übungen, Folien und Lernvideos zur Verfügung. Wöchentlich werden neue Inhalte freigeschaltet. Bei unserer ersten Videokonferenz wurde dann aber erstmal Organisatorisches geklärt. So zum Beispiel der Aufbau der Folien und die Videos, außerdem die von den Schüler:innen bereits geäußerten Fragen im Forum geklärt.

In einer Gruppe macht Programmieren einfach mehr Spaß, als allein vor dem Computer mit ungeklärten Problemen zu sitzen. Zudem sehen sie, mit wem sie es eigentlich zu tun haben.

Über welchen Zeitraum zieht sich der Kurs?

Das ist jetzt unser „Advanced-Kurs“, der auf einen Einstiegskurs aufbaut, dieser stammt aber nicht von uns. Unser Kurs dauert genau vier Wochen.

Was erhoffen sich Eure Teilnehmer:innen von dem Kurs?

Das Lernziel ist sehr individuell. Die meisten beabsichtigen, sich auf den BWinf vorzubereiten, aber andere wollen sich auch einfach persönlich weiterbilden und Programmieren lernen. Um sich auf den BWinf vorzubereiten, gibt es auch noch einen speziellen Kurs, der genau darauf ausgelegt ist. Der dauert auch 4 Wochen.

Wie viele Schüler:innen nehmen Teil?

Bisher haben wir 180 Teilnehmerinnen. Das hört sich zwar erstmal viel an, aber in den Konferenzen sind nicht so viele anwesend, da die meisten im Selbststudium arbeiten. In den Konferenzen werden dann ungeklärte Fragen beantwortet. So schaffen wir es auch, dass jeder alles versteht und nicht auf der Strecke bleibt.

Zu deiner persönlichen Zukunft: Hast du schon eine Idee in welche Richtung dein Studium gehen soll?

Natürlich habe ich mir darüber schon Gedanken gemacht, sicher bin ich mir aber noch nicht. Informatik kann ich mir aber auf jeden Fall vorstellen.

Würdest Du sagen, dass auch Du selbst davon profitierst, so ein Angebot wie den Programmier-Kurs zu geben?

Ja, auf jeden Fall. Ich programmiere selbst noch nicht lange mit Python und so lernt man gleichzeitig auch immer etwas Neues dazu. Außerdem istes natürlich spannend, mal aus der Lehrer-Perspektive den Unterricht zu bestreiten.

Was ist deine Motivation, dich so zu engagieren?

Ich möchte mein Wissen weitergeben und freue mich, bei anderen das Interesse zu wecken

Ein Beitrag von Annabel Runge

Wo ihr die Kurse von moinworld findet:

Die Kurse von moinworld, wie den Python Forgeschrittenen Kurs, den Julia mit unterrichtet, findet ihr hier: https://lernen.cloud/courses?q=moinworld. Wenn Du auch Lust hast, dein Wissen über moinworld an andere weiter zu geben melde dich bei uns: moin@moinworld.de

Gefördert von der Bundesregierung mit Mitteln aus dem “Digitalpakt Schule” bietet die HPI Schul-Cloud eine sichere digitale Lern- und Arbeitsumgebung, über die datenschutzkonform auf digitale Lerninhalte unterschiedlicher Anbieter zugegriffen werden kann. Moinworld nutzt diese Plattform, um ein weiterführendes Angebot für Mädchen beim Thema Informatik zu schaffen und für die richtigen Vorbilder zu sorgen.