Schülerinnen lernen Programmieren - moinschool

December 19, 2018

Programmieren lernen im Unterricht für Mädchen mit moinschool

Wir haben unser Projekt moinschool, bei dem wir Schülerinnen einen Einblick in die Programmierung geben, mit einer Idee im Hinterkopf gestartet: Wir wollen Mädchen die Angst vor Technik nehmen und eine “Ich-kann-das-nicht”-Einstellung gar nicht erst aufkommen lassen. Wie Marie Curie sagte: “Man braucht vor dem Leben keine Angst zu haben. Man muss es nur verstehen.” Wir wollen den Mädchen die Möglichkeit geben, zu verstehen, wie Programmierung funktioniert. Wir wollen sie ermutigen, nicht nur zu bloßen Anwenderinnen von technischen Produkten und Dienstleistungen zu werden, sondern zu aktiven Gestalterinnen ihrer Zukunft.

Erster Kontakt der Schülerinnen mit dem Programmieren bei moinschool - von Verwirrung zu erstem Interesse

Unser Thema für dieses moinschool Semester ist das Thema Smart Home, um den Mädchen die Verbindung von Hard- und Software deutlich zu machen. Unsere allererste Sitzung bestand darin, Grundlagen der Programmierung zu vermitteln. Die Mädchen lernten, ein paar Variablen und eine sehr einfache for-Schleife zu definieren, die am Ende eine kurze Mitteilung ausgeben sollte. Unsere Strategie war es dabei, so wenig wie möglich frontal zu unterrichten und die Mädchen experimentieren und aus vermeintlichen Fehlern lernen zu lassen.

Die erste Erfahrung mit dem Thema Programmieren

Wie für die erste Programmierstunde erwartet, waren die Mädchen sehr langsam und vorsichtig im Kopieren des Programmcodes nach unserer Vorgabe. Sie gingen ähnlich vor, als wenn wir sie gefragt hätten, in einer völlig neuen Fremdsprache zu schreiben. Programmieren ist ja letztendlich auch nichts anderes als eine Fremdsprache, die man lernt, um mit dem Computer zu kommunizieren. Es gab Verwirrung über Klammern: Geschweifte und Eckige. Was muss man auf der Tastatur eintippen, damit diese Klammern erscheinen? Die Tastaturen an sich waren für die meisten auch neu und sie mussten sich auch hieran erst einmal gewöhnen. Dies führte verständlicherweise zu einigen Frustrationen und einer leichten Abneigung gegenüber dem Thema Programmieren.

Eine wichtige Lektion - individuelle Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen sind wichtig für die ersten Schritte beim Programmieren lernen

Eine wichtige Lektion, die wir als moinschool-Team gelernt haben: Die Schülerinnen brauchen viel persönliche, individuelle Aufmerksamkeit und Hilfe. Sie stellen keine Fragen, weil sie - glaube ich - einfach nicht wissen, was sie fragen sollen. Sie geben eher innerlich auf. Basierend auf ihrer Körpersprache sind wir daher individuell auf den jeweiligen Zustand der Verwirrung eingegangen und haben so die Motivation aufrecht gehalten.

Von anfänglicher Frustration der Schülerinnen hin zu Experimentierfreude am Programmieren

Als schließlich die ersten Programme liefen und die ersten Anweisungen auf dem Bildschirm erschienen, änderte sich die Stimmung langsam. Es wurden konstruktive Fragen gestellt: “Kann der Code jetzt etwas anderes machen?”. Wir ermutigten sie, darüber nachzudenken, was sie sonst noch sehen wollen und das Entsprechende dann auszuprobieren. Daraufhin begann das Experimentieren mit Programmcode. Nach einigem Debuggen (Rechtschreibung, fehlende Klammern und Semikolons) begannen die Mädchen Variablen zu ändern und hinzuzufügen, mit Bedingungen innerhalb der Schleife zu spielen und die Ausgaben zu individualisieren. Einige dachten sich vollständige Geschichten aus, um sie am Bildschirm auszugeben.

Am Ende der ersten 80 Minuten wurde die anfangs schüchterne, verwirrte Gruppe langsam zu motivierten Programmiererinnen. Sie hatten Spaß und waren stolz auf das, was sie in der kurzen Zeit erreicht haben. Wir waren nach der ersten Stunde zuversichtlich, dass die Angst überwunden war. Optimistisch verließen wir die Klasse und waren überzeugt, dass wir das nächste Mal mit einer Gruppe fortfahren können, die gespannt darauf ist, weiter zu machen.

Programmieren lernen mit Hardware und Software: Smart Home Funktionen steuern: button ON, LED ON

Nach unserem moinschool Design Thinking Workshop und einer grundlegenden Einführung in die Programmierung waren wir in der darauffolgenden Stunde bereit, mit dem Bau unserer Smart Homes zu beginnen.

Das Material, das wir den Mädchen für den Bau ihres Smart Homes zur Verfügung stellten, waren Arduino-Boards und einige Sensoren (ein Knopf, eine LED-Leuchte, ein Ventilator, ein Lichtsensor und ein Vibrationsknopf) sowie ein LEGO Set.

In der vorherigen Sitzung hatten wir mit einer for-Schleife herumgespielt, jetzt mussten die Mädchen den Transfer zur Steuerung von Licht und Sensoren leisten. Die Sensoren mussten an die richtigen Pins des Ardunio-Boards angeschlossen und durch Hinzufügen zusätzlicher Codezeilen als Eingang oder Ausgang definiert werden.

Button ON, all sensors ON - steigende Lernkurve beim Programmieren

In der darauffolgenden Stunde haben wir weiter an unserem Projekt und dessen Programmcode gearbeitet. Ein Kommentar beschreibt die Stimmung der Mädchen gut: “Ich wusste das letzte Mal, wie es funktioniert, aber jetzt habe ich alles wieder vergessen”.

Dies war eine weitere wichtige Lektion, die wir gelernt haben: Jede Programmiersitzung beginnt so, als wäre es die allererste, aber die Lernkurve wird steiler.

Es war wieder einmal für uns erstaunlich, die Transformation der Mädchen zu beobachten. Nachdem die Schülerinnen die LED zum Leuchten gebracht hatten, testeten sie alle anderen Sensoren in verschiedenen Konstellationen. Sie lernten zu debuggen und Fehler zu beheben, wenn etwas nicht funktioniert. Am wichtigsten war dabei vielleicht, dass sie Spaß hatten und ihre Siege feierten. Am Ende der Stunde haben wir die anfängliche Angst der Gruppe wieder überwunden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Angst überwunden ist und die Experimentierfreunde dauerhaft bleibt. Wir sind optimistisch, dass dies bald der Fall sein wird.

Role Model Besuche aus unserer Women Techmakers Community zusätzlich zum Programmieren lernen

Eine der Ursachen für die geringe weibliche Beteiligung an technischen Entwicklungen ist der Mangel und die fehlende Sichtbarkeit weiblicher Vorbilder in diesem Bereich. Es ist für junge Frauen und Mädchen schwieriger später etwas beruflich zu werden, was sie sich nicht vorstellen können. Unser Ansatz ist es, die Mädchen in Kontakt zu bringen mit Frauen in der IT. Als weitere Motivation zum Thema Programmieren besuchten uns am Ende der Stunde noch Beraterinnen von Lufthansa Systems. Sie berichteten von ihrem Weg in die IT und über die vielfältigen beruflichen Chancen, die man in diesem Bereich hat und warum ihnen ihr Job Spaß macht. Auch für uns war es spannend, die völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten der Beraterinnen kennen zu lernen und ihre persönlichen Geschichten zu hören.

Milica Bajagic

(aus dem englischen übersetzt)

Über moinschool:

Unser neues Projekt Moinschool startete im September. Wir haben festgestellt, dass wir mit unseren Programmierkursen, Konferenzen und Treffen in Hamburg und München viele motivierte Frauen unterschiedlichen Alters erreichen, aber Schülerinnen noch unterrepräsentiert sind. Aus diesem Grund haben wir in diesem Schuljahr unser Schulprojekt Moinschool gestartet. 12 Wochen lang bieten wir einen wöchentlichen Kurs an, in dem die Schüler spielerisch an Programmierung herangeführt werden. Der Workshop wird mit einem eintägigen Unconscious-Bias-Workshop kombiniert, in dem Mädchen und Jungen ermutigt werden, das zu diskutieren, was wir bereits in jungen Jahren unbewusst über Geschlechterrollen gelernt und verinnerlicht haben.

Wir werden Euch weiterhin auf dem Laufenden halten. In der Zwischenzeit kontaktiert uns gerne, wenn ihr auch an einer Schule seid, die sich für unser Programm interessiert oder wenn ihr Lust habt uns zu unterstützen.