January 21, 2019
Angebot für Mädchen ist im letzten Jahr mit moinschool an Gymnasien gestartet
Wir bei moinworld erweitern dieses Jahr unser Angebot für jüngere Mädchen in Hamburg. Im September letzten Jahres sind wir, wie ihr ja sicherlich wisst, mit unserem Pilotprogramm an Hamburg’s Reformschule Winterhude gestartet. Über ein Schulsemester haben wir dort den Nachmittagsunterricht mit dem Thema Programmieren und digitale Produktentwicklung für Mädchen angereichert. moinschool wird auch in 2019 weitergeführt und wir hoffen mehr schulpflichtigen Mädchen Selbstbewusstsein für das Thema Informatik mit zu geben.
Neue Kurse für Mädchen im Vor- und Grundschulalter
Ende Februar starten wir mit Kindern im Vor- und Grundschulalter und bieten diesen und teilweise auch ihren Müttern den Einstieg in die visuelle Programmiersprache Scratch und Scratch Junior an. Das neue Projekt wird gecoacht von Matthias, der die letzten Jahre beim Girlsday des Fachbereichs Informatik der Uni Hamburg, als auch bei der Hacker School und der Code Week Programmierkurse für Kinder und Jugendliche gegeben hat. (In seinem richtigen Leben ist Matthias Berater bei der SAP.)
Im Gespräch mit Matthias, dem Leiter der neuen Kurse bei moinworld
Matthias, was genau wollt ihr in den neuen Kursen anbieten?
Wir werden in den Kursen Scratch bzw bei den jüngeren Mädchen Scratch Junior unterrichten. Scratch ist die beste Umgebung, um Mädchen Spaß an der Programmierung zu vermitteln und zum kreativen Umgang mit Computern und Software anzuregen.
Für diejenigen, die noch nie etwas von Scratch bzw. Scratch Junior gehört haben - könntest Du noch einmal erklären, was diese Programmiersprachen genau sind und warum sie sich insbesondere für Kinder eignen?
Scratch ist eine visuelle Programmiersprache, die vor mehr als 10 Jahren am MIT entwickelt wurde, um Kindern Programmierkenntnisse zu vermitteln. Scratch hat eine grafische Oberfläche, auf der Programmierblöcke geklickt und zusammengeschoben werden. Dadurch können bereits junge Kinder motivierende Programmiererfahrungen machen und müssen nicht erst tippen lernen. Scratch ermöglicht das Programmieren von Spielen, Geschichten, Steuerung von Microcomputern und vielen anderen Dingen. Viele Menschen glauben, dass programmieren mit Mathe und trockenen Formeln zu tun hat und ganz schwierig und langweilig ist. Das ist falsch. Ich habe die letzten Jahre nicht ein einziges Kind gesehen, dass nach ein paar Minuten spielen und programmieren mit Scratch nicht begeistert war und unbedingt weitermachen wollte.
ScratchJr ist eine einfachere Version von Scratch, die entwickelt wurde, um Kindern im Alter von 5-7 Jahren Programmierkenntnisse zu vermitteln. In ScratchJr können selbst Kinder, die noch nicht lesen und schreiben können, eigene Geschichten und Spiele erstellen. ScratchJr läuft auf einem Tablet und kann ohne Tastatur nur durch zeigen und verschieben von Symbolen benutzt werden. Einen guten Einblick in Scratch Jr. bietet dieses Video:
Wer wird die Kurse unterrichten?
Die Kurse werden von vier Mädchen durchgeführt. Diese Mädchen haben bereits viele Kurse mitgemacht und langweilen sich bei einfachen Anfängertrainings. Deshalb hatte ich die Idee, ob meine Tochter nicht selbst Scratch-Kurse geben möchte. Als ich sie gefragt hatte, ob sie nicht in die Rolle der Trainerin für jüngere Mädchen schlüpfen möchte, war sie begeistert und hat gleich ihre Freundinnen gefragt, ob diese nicht auch mitmachen möchten. Deshalb haben wir jetzt ein ausgezeichnetes Team von vier Mädchen im Alter von 11-14 Jahren, die viel besser unterrichten können als so ein alter Mann wie ich. Die Mädchen die zu unseren Kursen kommen, werden so von Mädchen unterrichtet, die nur wenig älter sind, die Thematik schon gut können und mit denen sie sich besser identifizieren können.
So denken die Eltern
Und jetzt wollen wir noch einmal die anderen Eltern fragen, was sie von dem Projekt halten!
Eltern von Jana: Wir finden das Projekt klasse. Es fördert das Selbstvertrauen und sie hat die Chance Erfahrungen zu machen, die ihr keiner mehr nehmen kann. Hanah hatte sie gefragt und dann hat sie gleich uns Bescheid gesagt und sie war ganz hin und weg und ist auch total begeistert. Sie hat ja Spaß am Thema Programmieren. Sie möchte das selber, obwohl wir selber mit dem Thema eigentlich gar nichts zu tun haben. Aber wir unterstützen sie natürlich.
Eltern von Sarah: Wir selber haben Elektrotechnik und Informatik studiert, haben also beide einen technischen Hintergrund. Wir denken, je früher man mit dem Thema Programmieren anfängt desto besser. In ihrer Klasse gibt es keine Mädchen, die sich mit Programmierung beschäftigen, deswegen freut es uns, dass es solche Kurse gibt, wo sie Gleichgesinnte trifft. So hat Sarah Hannah in einem Robotik-Kurs an der TU-HH kennengelernt. Sie hat Freude - das sieht man ja - und das ist das Wichtigste.
Unsere Mentorinnen: vier begeisterte junge Mädchen
Was halten unsere neuen Mentorinnen von ihrer neuen Herausforderung. Hanah, Alexandra, Sarah und Jana: freut ihr Euch schon auf Euren ersten Kurs?
Jana: Ich möchte, dass sie etwas lernen, dass sie die Chance haben, das Thema kennen zu lernen, weil es sind wirklich sehr wenig Mädchen die das machen ..und jetzt habe ich diese Leute kennengelernt, die neben mir sitzen, die sich auch für Computer interessieren, was für mich toll ist.
Hanah: Es ist generell so, dass es so wenig Mädchen gibt, die überhaupt irgendetwas mit Computern machen. Es ist meistens so, dass Mädchen sich gar nicht auskennen und die Jungs, die spielen oder zocken. Auch zum Beispiel an der TU Harburg. Wie viele Mädchen und wie viele Jungs waren dort? Da war doch nur ein weiblicher Mentor.
Sarah: Man muss das ausprobieren, solange man noch die Chance hat. Wir hoffen, dass wir die Mädchen inspirieren können.
Wie bereitet ihr Euch neben dem Training mit Matthias auf Eure Schülerinnen vor?
Jana: Ich habe einen sieben jährigen Bruder, an dem übe ich. Er hat auch schon richtig Spaß bei der Sache. Ich kann gut mit Kindern umgehen (ergänzt:). auch mit Kindern, die jünger sind als ich.
Wie seid ihr zu dem Thema Programmieren gekommen und was macht Euch soviel Spaß daran?
Sarah: Am Anfang haben mich meine Eltern zu Kursen an der TUHH begleitet, aber ich glaube, bei mir war es angeborenes Interesse. Am meisten gefällt mir, die Apps grafisch zu designen und dann die Figuren zum Leben zu erwecken.
Jana: In meiner Familie bin ich wirklich die einzige. In meiner nahen Familie macht das kein Mensch. Aber meine Eltern finden das cool, dass ich mir das jetzt selber erarbeite. Wir haben in der Schule angefangen mit Informatik. Es war für mich einfach so faszinierend zu sehen, was passiert, wenn man einfach etwas eingibt und dann etwas dabei herauskommt. Das ist so faszinierend. Wir haben als erstes in HTML ein Spielbuch erstellt. Das war richtig interessant zu sehen. Jetzt spiele ich sehr gerne und finde, dass Charakterdesign eines der coolsten Dinge ist.
Hanah: Ich bin mit Computern in meiner Familie aufgewachsen. Mit sechs Jahren hat mein Vater mir dann Scratch gezeigt und mit acht habe ich dann angefangen schon richtige Programme entwickelt. Spiele testen, die ich selber programmiert habe, macht mir richtig Spaß. Man ist halt richtig glücklich, wenn seine eigenen Programme funktionieren. Was ich auch noch spannend finde ist 3-D-Modellierung.
Alexandra: Wir hatten da in so einem Club kleine Roboter die man programmieren konnte, dass sie so eine Strecke fahren. Das fand ich super interessant. Das Endergebnis war, Du hast es geschafft. Das ist ein tolles Gefühl.
Jana: Das tolle ist, dass man kreativ sein kann. In der Schule ist es meistens so, dass man das kaum kann. Man muss sich immer an die Aufgaben halten. Wenn man einen Charakter designen kann muss man sich ausdenken, so sieht der jetzt aus und das macht der dann.
Was ist Eurer Meinung nach das Problem was die Informatik hat. Warum gibt es so wenig Mädchen, die sich für dieses Thema interessieren?
Jana: Es ist ja nicht nach Geschlechtern aufgeteilt. Das kann jeder und trotzdem gilt es so ja Mädchen so Küche und Zeichen und so das ist für euch.
Alexandra: Das ist immer noch so.
Sarah: Es hat sich irgendwann entwickelt, dass die Leute denken, dass angeblich nur Männer Informatik können.
Hanah: Deswegen müsste man sich eigentlich einhacken in die Leute die so etwas sagen.
Jana: und es ist dann wirklich lustig, wenn die Jungs dann feststellen, oh sie kann ja doch was am PC machen. Die sind dann immer so erstaunt und du hast dann einfach so ein Triumphgefühl, dass Du es denen mal gezeigt hast. Das man das auch kann als Mädchen. Meine Informatiklehrer unterstützen mich auch richtig und finden das so toll, dass ich mich für das Thema interessiere. Für mich war es auch gut, dass ich die anderen kennen gelernt habe in der Google Zukunftswerkstatt bei App Camps. Wer weiß ob ich sonst weitergemacht hätte.
Hanah, Sarah: Ja wir haben uns in der TUHH kennengelernt.
Sarah: Es gibt in der Gesellschaft auch ein komisches Bild von dem Entwickler an sich. Viele denken, dass man die ganze Zeit im Keller sitzt vor einem dunklen Bildschirm und niemals rausgeht.
Jana: Ja und dabei sind das nur ein paar wenige Menschen, die so richtig sozial inkompetent sind und sich nur einmal im Monat duschen oder so. Ich war einmal auf einer Gaming Veranstaltung und da war ein Journalist der extra gesucht hat, nach so einem Typ Mensch damit er ihn interviewen konnte. Die ganzen normalen Menschen wurden nicht gefragt. So entsteht auch ein falsches Bild.
Wie ihr Euch anmelden könnt
Wenn ihr den Mutter und Kind Kurs oder den Kurs für Mädchen besuchen und unsere Mentorinnen live kennen lernen möchtet meldet Euch schnell hier an. Der erste Kurs startet am Samstag den 23. Februar um 10 Uhr und richtet sich an Mädchen im Alter von 5-7 Jahren. Da die Kurse in der Innenstadt stattfinden, können die Erwachsenen in der Zwischenzeit auch gut Erledigungen nachgehen. Weitere Informationen zu diesem und den anderen Kursen findet ihr hier.