June 14, 2022
Wer bist du und wie sieht dein Werdegang aus?
Ich bin Nina, 41 Jahre alt und freiberufliche Softwareentwicklerin und Beraterin. Ich habe Geschichte, Politik und Osteuropastudien studiert und fast 10 Jahre im Online-Medien-Bereich gearbeitet, unter anderem als Redakteurin. Dort bin ich in Kontakt mit Webtechnologien gekommen und habe gemerkt, das interessiert mich! Doch irgendwie dachte ich, es sei mit Anfang 30 zu spät, programmieren zu lernen. Ein Rails Girls Workshop hat mich dann ermutigt, es dennoch zu versuchen. Nach dem Workshop habe ich mich in Eigenregie neben dem Job weitergebildet und nach etwa eineinhalb Jahren meinen ersten Job als Entwicklerin bei einem Start-Up bekommen. Nach Stationen in Start-Ups war ich in der IT-Beratung bei ThoughtWorks tätig. Heute bin ich selbstständig und lege dabei gerade einen stärkeren Fokus auf agiles Team Coaching.
Was hat dir den Mut und das Selbstvertrauen gegeben, den Karrierewechsel durchzuziehen?
Das Netzwerk, dass ich durch die Rails Girls aufbauen konnte, hat mir sehr geholfen. Darüber habe ich Frauen kennengelernt, die gerade auch über einen Karrierewechsel nachgedacht haben oder ihn schon vollzogen hatten. Außerdem habe ich darüber auch Kontakt zu Entwicklern und Entwicklerinnen bekommen. Mithilfe dieses Netzwerks habe ich dann auch meinen ersten Job in einem Start-Up gefunden. Das Start-Up suchte händeringend Entwickler*innen und der CTO war sehr offen und war überzeugt davon, dass meine Motivation zu lernen, schon die halbe Miete ist.
Hattest du Schwierigkeiten beim Karrierewechsel?
Es war nicht immer einfach. Ich war Anfang 30 als ich den Wechsel vollzogen habe. Vorher hatte schon einige Jahre Berufserfahrung. Doch dann war ich plötzlich wieder Anfängerin und dabei auch eine der Älteren im Team. Auf der anderen Seite konnte ich ständig neues lernen und habe viele großartige Menschen kennengelernt.
Hättest du im Nachhinein etwas an deinem Karriereplan geändert? Hättest du dich gerne schon früher mit Informatik beschäftigt?
Im Nachhinein finde ich es schade, dass ich mein Interesse am Programmieren erst so spät entdeckt habe. In der Schule hat mich das Thema nicht interessiert, Naturwissenschaften waren nicht mein Lieblingsfach. Damals hätte ich nie gedacht, dass mich ein Job als Softwareentwicklerin interessieren könnte. Zum Teil liegt das sicher auch daran, dass der Unterricht nicht so gestaltet war, dass es Interesse geweckt hat. Und es wurde eher angenommen, dass Mädchen sich nicht für MINT-Fächer interessieren. Rückblickend finde ich den Weg, den ich genommen habe, aber total gut. Alle Erfahrungen, die ich gemacht habe, waren wichtig und wertvoll.
Wie kamst du darauf, ein Buch zu schreiben? Was war die Motivation dahinter?
Das war Zufall. Ich habe ein Review von einem Buch über GitHub vor seiner Veröffentlichung gemacht. Darüber kam ich in Kontakt mit der Lektorin vom O ’Reilly Verlag. Sie hat mich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die neue Ausgabe des Buchs Git - kurz & gut zu schreiben. Im Buch geht es um Git, erklär uns doch kurz, wofür du Git in deinem Alltag brauchst. Wer heute irgendetwas mit Softwareentwicklung zu tun hat, kommt früher oder später mit Git in Berührung. Git ist ein Werkzeug zur Versionskontrolle, das dabei hilft nachzuvollziehen, wer was, wann geändert hat und auch warum. Außerdem erlaubt Git Teams besser gemeinsam an einer Codebasis zu arbeiten.
Für wen ist denn das Buch geeignet? Wer ist die Zielgruppe?
Die Zielgruppe sind Einsteiger*innen in das Thema, Menschen mit grundlegenden IT-Kenntnissen, die mit Git arbeiten wollen. Oder Leute, die es bis jetzt gelegentlich benutzt haben und noch nicht so richtig firm sind.
Frauen sind im IT-Bereich nach wie vor unterrepräsentiert. Wie sind deine Erfahrungen im Berufsleben?
Ganz unterschiedlich. Häufig bin ich die einzige Entwicklerin, ich habe aber auch schon in Teams gearbeitet, in denen ich viele Kolleginnen hatte. Ich finde es grundsätzlich wichtig, dass Teams in der IT diverser werden. Darunter verstehe ich nicht nur die Erhöhung des Anteils von Frauen, sondern insgesamt eine gute Mischung von Mitarbeitenden unterschiedlichen Geschlechts und Alters sowie unterschiedlicher Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung. Nur so kann sichergestelltwerden, dass sich diese unterschiedlichen Perspektiven in unserer digitalen Zukunft widerspiegeln
Hättest du denn Ideen, wie sich der Anteil von Frauen in der IT erhöhen könnte?
Viele Mädchen bekommen schon in der Schule den Eindruck, IT sei nichts für sie. Das ist schade. Ich denke es wäre gut Bildungsangebote zu schaffen, die alle Geschlechter gleichermaßen ansprechen, Spaß machen und einen Bezug zur Praxis haben. Es gibt außerdem angesichts des Fachkräftemangels noch viel Platz für Quereinsteigerinnen wie mich. Ich würde mir wünschen, dass Firmen hier etwas mutiger sind und häufiger das Experiment wagen, Quereinsteigerinnen einzustellen. Und natürlich sind Role Models ganz wichtig. Deshalb finde ich Initiativen wie moinworld so gut, denn sie erhöhen die Sichtbarkeit von Frauen in der IT.
Und ihr?
Wenn auch ihr Lust habt, mit Eurer Geschichte anderen Mut zu machen wendet Euch gerne an uns! moin@moinworld.de
GEWINNE
Wer Interesse an einem Buch von Nina hat, schreibt uns bitte eine E-Mail an moin@moinworld.de mit Betreff GIT. Die Auslosung findet Ende August 2022 statt.