Unser erstes virtuelles Meetup - Ideen zur Verbesserung unseres Bildungssystems

April 6, 2020

In Zeiten von “physical distancing” haben wir das erste virtuelle Women Techmakers Meetup veranstaltet. Zugegeben, wir waren alle etwas skeptisch am Anfang. Welches Tool wollen wir überhaupt nutzen? Oder wie schaffen wir Interaktion? Nachdem wir die technischen Details geklärt hatten starteten wir das Experiment. Die Corona-Krise verändert aber nicht nur die Art und Weise, wie wir uns vernetzen, sondern stellt auch das Schulleben auf den Kopf. Kinder und Jugendliche lernen nicht mehr in den Schulräumen. Auf einmal müssen technische Hilfsmittel genutzt werden. So haben wir die Chance genutzt und uns an diesem Meetup mit der Frage beschäftigt wie das Schulsystem revolutioniert werden könnte. Denn unbestritten ist: Ein technisches Verständnis für die spätere Arbeitswelt ist grundlegend.

Zur Einführung in das Thema hat Daniella Cunha Teichert über ihre Erfahrungen berichtet. Die Mutter von zwei Kindern arbeitet bei Bosch im Bereich Robotics. Wichtig ist ihr vor allem Kindern schon früh das Thema Tech und IT nahe zu bringen. Darum hat sie sich an einer Initiative beteiligt und gibt Robotic Kurse an der Grundschule. Ihr Ziel ist es Kindern und vor allem Mädchen das Mindset mitzugeben: “If you can not do it – you can not do it yet.” Außerdem möchte sie die Kinder besser auf die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts vorbereiten. Außerdem hat Philine, Praktikantin bei moinworld e.V. über die Sicht der Schüler berichtet, da sie letztes Jahr die Schule beendet hat. Digitales Lernen ist auch von den SchülerInnen gewünscht. Instanzen wie die Schulleitung sind zwar aus Philines Erfahrung offen, doch zu konkreten Handlungen kommt es selten. Dafür sind oft auch bürokratische Hürden verantwortlich die oft unüberwindbar scheinen. Wenn es doch zu Veränderungen kommt, bekommen die SchülerInnen die den Input gebracht haben, nichts mehr davon mit, weil die Wege zu lang sind.

Anschließend haben wir vier Fragen diskutiert. Auf einem virtuellen Whiteboard konnten alle Teilnehmer ihre Gedanken anbringen.

In an era when all of the human knowledge is freely available online, and the nature of work is fundamentally changing, how does the education system need to evolve to reflect our new realities?

Die TeilnehmerInnen halten es für wichtig, die Fähigkeit zu vermitteln, Informationen selbst zu beschaffen und zu filtern. In einer Zeit in der Fakten, Daten und Wissen jederzeit online abrufbar sind, sollte ein reines auswendig lernen vermieden werden. Daniella Cunha Teichert hat dazu angemerkt, dass das gedruckte Buch und somit das Fakten Lernen schon im Augenblick des Drucks heutzutage veraltet ist. Somit werden Methoden zum Erkennen von wichtigen und richtigen Informationen zentral. Die Schule soll jedoch nicht nur zeigen, wie man reine Informationen filtert, sondern auch die Möglichkeiten des online lernens ausschöpfen und vermitteln. Doch diese verstärkte Nutzung der neuen Möglichkeiten bedeutet für die TeilnehmerInnen auch, dass Kindern und Jugendlichen gezeigt werden muss, dass auch Verhalten im digitalen Raum Konsequenzen nach sich zieht.

How do you think we could improve the schools to have better-prepared citizens in the future?

Es gibt viele konkrete Verbesserungsvorschläge für das Schulsystem von den TeilnehmerInnen. LehrerInnen sollten geschult werden, um mit neuen Unterrichtsmöglichkeiten vertraut zu werden. Dafür könnten Medienscouts, also SchülerInnen die sich zum Beispiel für technische Entwicklungen etc. interessieren, den LehrerInnen ihr Wissen vermitteln. Neben der verbreiteten Idee Informatik als Pflichtschulfach einzuführen, könnte man IT auch mit bereits bestehenden Fächern kombinieren! Wenn der IT ein größerer Platz in Schulfächern eingeräumt würde, bedeutete das oft auch einen größeren praktischen und experimentellen Anteil. SchülerInnen sollten Technologien als Teil des Alltags kennenlernen, so wie es schon heute im Studenten- und Arbeitsleben ist. Methoden wie “Bring your own device” könnten dafür getestet werden. Und natürlich ganz wichtig: die Grundeinstellung muss sich ändern (“Programming is the new Latin”).

How do you think we could address the topics of empowerment and technology at an early stage of education?

Ebenfalls viele Ideen wurden gesammelt wie Kindern schon früh in ihren technologischen Fähigkeiten gestärkt werden können: Eltern sollen für das Thema begeistert werden, Mentoring Programme können früher beginnen, der Einfluss von begeisternden LehrerInnen sollte gestärkt werden und Vorbilder sollten präsent werden. Ziel hierbei ist es, dass Kinder schon früh die neuen technischen Möglichkeiten erkennen und sich für sie begeistern. Oft ist die Bereitschaft und das Interesse der Kinder schon da, kann aber zum Beispiel durch Hackathons und Erfolgserlebnisse gefördert werden.

How do we meet the tech skills required for the digital economy?

Um Fähigkeiten für die digitale Berufswelt zu erlernen, hilft laut der TeilnehmerInnen die Kommunikation mit der Arbeitswelt: Kooperationen von Schulen und Unternehmen, Eltern die ihre Fähigkeiten weitergeben und Plattformen, wie moinworld e.V. oder Coder Dojo, die einen Raum bieten um die IT-Welt zu entdecken und sich auszutauschen. Zum Abschluss lässt sich sagen, dass so ein virtuelles Meetup für den Austausch von Sichtweisen durchaus bereichernd ist. Der Networking Teil hat aber doch gefehlt. Und so gut es ist, die Community in solchen Zeiten remote zusammenzubringen, freuen wir uns auch euch wieder zu sehen, wenn es wieder möglich ist.

Wenn ihr das nächste Mal bei einem unserer Meetups dabei sein möchtet schaut am besten hier nach neuen Terminen!

Mehr über Danielas Initiative, die Teil des Societal Transformation Labs MIT ULAB2x ist könnt ihr in diesem Artikel lesen, den sie auf Linkedin veröffentlicht hat.