October 7, 2019
Meetup Born for IT @ SHARE NOW am 18. September 2019
Mitte September haben wir bereits das zweite Meetup im wunderschönen SHARE NOW Office veranstaltet. Geplant war der Abend eigentlich auf der hauseigenen Dachterrasse mit einem spektakulären Blick über den Hamburger Hafen. Leider machte uns das Hamburger „Schietwetter“ einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und wir mussten die Veranstaltung kurzer Hand nach drinnen verlegen. Die Teilnehmer ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken und erschienen zahlreich um Brigitta Boeckeler Vortrag „Born for IT“ zu hören. Sie ist leitende Entwicklerin bei der internationalen Softwareberatung ThoughtWorks und sprach an diesem Abenda darüber
Wie das Image der Softwareentwickler entstand
Der Stereotyp des unbeholfenen, weißen, männlichen Programmierers gibt es schon seit langem und obwohl “Diversity in Tech” ein viel diskutiertes Thema ist, sind die Zahlen nicht besser geworden. Im Gegenteil, viele Menschen innerhalb und außerhalb der IT-Branche nehmen es immer noch als selbstverständlich hin, dass dieses Stereotyp die natürliche Norm ist, und diese Wahrnehmung eines der Dinge, die uns im Weg stehen, um den Beruf integrativer und einladender zu machen. Woher kommt also dieses Bild? Brigitta Boeckeler begann ihren Vorrtrag mit dem Buch „The Computer Boys Takeover“ von Prof. Nathan Ensmenger. Der Titel ist ein erster Hinweis darauf, wo alles begann: Die Computer Girls - die Frauen, die den ENIAC programmieren - einer der allerersten elektronischen, universellen, digitalen Computer - gelten als die ersten Programmierer überhaupt. Hardware wurde ständig verbessert, und viele Leute waren begeistert von dem Fortschritt und der strahlenden Zukunft des Computers. Aber eigentlich hat niemand der Software viel Aufmerksamkeit geschenkt und die Herausforderungen der Softwareentwicklung wurden stark unterschätzt - die Computer Revolution hatte begonnen.
Born, Not Made
Es war für Unternehmen schwer herauszufinden, welche Fähigkeiten für diesen völlig neuen Beruf benötigt wurden. Sie brauchten Programmierer, um wirklich gut zu sein, denn sie gerieten in Panik wegen Fehlern. Gleichzeitig hatten sie keine genaue Vorstellung von den notwendigen Fähigkeiten. Unternehmen begannen zu denken, dass Programmierer "geboren, nicht gemacht" werden müssten, und dass Programmierung eine "Black Art" sei. Ein Ansatz, den die großen Player der Branche damals zur Identifizierung und Rekrutierung von Programmierern wählten, waren Eignungstests. Um Menschen mit einer guten Programmierfähigkeit in ihrem Rekrutierungsprozess besser zu identifizieren, beauftragten sie zwei Psychologen, William M. Cannon und Dallas K. Perry. Ihre 1966 veröffentlichte Arbeit zeigte ein ähnliches Profil wie die Berufsbilder für Ingenieurwesen und Chemie. Es war nicht besonders nah an der Physik oder Mathematik, es gab eine leichte Korrelation mit Musikern, sonst war es ziemlich ähnlich wie bei anderen Büroarbeiten. Cannon und Perry hatten nur eine wirklich auffällige Eigenschaft, die sie Programmierern zuschrieben: Desinteresse an Menschen.
Diversity is the real rock star
Nachdem Brigitta uns die Geschichte der Softwareentwickler erzählt hat und wir alle besser verstanden haben, woher das heute Bild eines Programmierers überhaupt kommt, rät sie Allen dazu, das Image des "echten Programmierers" herauszufordern. Denn wenn man sich heute, 50 Jahre später, den Stereotyp eines typischen Programmierers ansieht, erwarten wir dann wirklich immer noch, dass "echte Programmierer" so sind? Zum Beispiel sollen wir von der Vorstellung ablassen, dass nur Menschen, die jede freie Minute mit Programmierung verbringen, gut darin sein können. Neueinsteiger werden heute nicht nur mit einer einzigen Programmiersprache sondern oft mit dem gesamten Spektrum auf einmal konfrontiert: Es scheint daher fast wie Magie zu sein, all dies zu beherrschen. Der einzige Weg, sich dabei hervorzuheben, ist in Teams - in denen wir uns gegenseitig ergänzen, miteinander kooperieren und einander nicht ständig das Gefühl geben, dass wir im Rückstand sind, so Brigitta. In den vergangenen 3 Jahren habe Sie mit mehr weiblichen Programmierern gearbeitet als die 7 Jahre zuvor zusammen. Sie hätte nie gedacht, dass es ihr etwa ausmacht in Männer dominierten Teams zu arbeiten, aber jetzt will sie dahin auch nicht mehr zurück. Falls ihr den inspirierenden Vortrag von Brigitta verpasst habt, dann könnt ihr den auch nochmal hier nachlesen: https://martinfowler.com/articles/born-for-it.html
Wenn ihr das nächste Mal bei einem unserer Meetups in Hamburg oder München dabei sein möchtet schaut am besten hier nach neuen Terminen!