moinworld Team München - Julia

November 20, 2018

Ich bin in Deutschland geboren, in Dänemark aufgewachsen und habe in Großbritannien studiert. Nach einem vierjährigen Psychologiestudium habe ich in einem Krankenhaus in Kopenhagen als Psychologin geforscht und schnell gemerkt, dass es nichts für mich war: die Arbeit hatte keinen Impact und war mir zu ‚langsam‘. So bin ich mit dem Tech-Welt im Kontakt gekommen: ich bin als Community Lead in dem London/Münchner Tech Start Up KOMPAS beigetreten, um ein Gefühl für die Startup-Welt zu bekommen. Mein Master, den ich bis heute noch mache, habe ich 2017 in Kopenhagen angefangen: Organisational Innovation and Entrepreneurship. In dem Studiengang geht es darum, wie man innovativ sein kann und die Prozesse zu erlernen, die dazu notwendig sind.

Vor der Blockchain Hype habe ich 2017 an einer Konferenz teilgenommen. Da kam mir der Gedanke, dass es eine Organisation für Frauen geben muss, da solche Innovationen und dementsprechend ihre Konferenzen sonst immer männlich dominiert sind. Deshalb habe ich mit anderen Frauen unsere eigene Frauenbewegung gegründet: innerhalb von weniger Monate waren wir schon 400 Mitglieder. Durch CryptoWomen CPH wollen wir Crypto und Blockchain greifbar für Frauen machen. Die Bewegung soll global funktionieren, sodass es jeder in seiner Stadt aufbauen kann. Deswegen haben wir alle unser Material frei zur Verfügung gestellt.

Heutzutage lebe ich in München und mache ein Praktikum im Innovation Centre Dänemark, eine Initiative von dem dänischen Außenministerium. Dort berate ich kleinen und mittleren dänischen Firmen, die in Deutschland Fuß fassen wollen. Das Praktikum ist ein Teil meines Masters, so dass ich bis Februar in München tätig sein werde.

Mein Weg in die IT

Mein Interesse für den Tech und IT Bereich habe ich zum ersten Mal während meines Bachelors entdeckt. An der Uni gab es ein Innovationszentrum, wo man hingehen könnte, wenn man eine Gründeridee hatte - dabei habe ich zum ersten Mal mit einer solchen Idee gespielt. Einmal war ich auch zur Gast bei einem Googleevent übers Wochenende, der von diesem Innovationszentrum angeboten wurde. Dort habe ich mit Programmierern zusammengearbeitet und mit ihnen eine App entwickelt. In der Veranstaltung kamen verschiedene Leute aus verschiedenen Gebieten zusammen. Sie hatten alle so viel Energie und Drive. Das fand ich sehr motivierend.

moinworld München

Mit moinworld bin ich zum ersten Mal “virtuell” im Kontakt gekommen, als Anja (CEO von moinworld) mich über LinkedIn kontaktierte. Nach einem kurzen Kaffeetrinken war es mit klar, dass ich unbedingt teilnehmen wollte. Es gefällt mir sehr, dass moinworld sehr praktisch orientiert ist. Durch die Coding Workshops und Meetups werden den teilnehmenden Frauen wichtige Fähigkeiten vermittelt. Es geht also nicht nur um Motivation und Teambuilding, sondern ist eine Kombination von beidem. Außerdem nutzt moinworld die Ressourcen der Stadt. Es werden nicht nur ‚irgendwelche‘ Frauen zu den Trainings eingeladen, sondern es wird viel mit den Codererinnen in den entsprechenden Städten Hamburg bzw. München gearbeitet. Dadurch können sich viel stärkere Netzwerke und Beziehungen aufbauen.

Dänemark & Digitalisierung

Ein großer Teil meines Lebens habe ich in Dänemark verbracht und dort ist der Bereich Tech und Digitalisierung so stark männerdominiert wie in Deutschland. Es ist dadurch schwierig als Frau, die sich dafür interessiert, ein Platz zu finden - vor allem im Bereich IT. Diese Frauen gibt es aber, und sie müssen ermutigt werden. Ich habe mich viel mit der Geschichte von IT beschäftigt. Computer wurden immer schon an Männer verkauft, das Marketing war immer auf Männer ausgerichtet. Das Interesse der Frauen an Computern ging also in 80ern Jahren verloren. Das ist eine Entwicklung, die generell in westlichen Ländern erkennbar ist, obwohl Programmiersprachen einfach Sprachen sind, die man wie jede andere lernen kann und dieser Sprachen von Frauen entwickelt wurden. Nur wegen des Marketings und den großen Firmen, die an Männer verkaufen, hat sich das gewandelt.

Ich will in der Zukunft eine andere Geschichte über IT erzählen können

Ich will genau diese Geschichte erzählen. Ich will gerne nicht nur Frauen programmieren beibringen, sondern auch um in der Zukunft eine andere neue Geschichte über IT erzählen zu können.

Was wir brauchen ist deswegen so viele Initiativen wie möglich, die es schaffen, allem anzusprechen. Wir müssen miteinander reden, sich auf Konversationen einlassen, auf Konferenzen gehen - und besonders auch auf solche, die nicht ganz zu einem passen. Man sollte sich nicht scheuen, zum Beispiel zu Konferenzen zu gehen, weil man weiß, dass dort sonst nur Männer sein werden.

IT ist der Bereich, der in der Zukunft am wichtigsten wird. Es ist ein Zug auf den Frauen nicht aufgesprungen sind, sodass es nun höchste Zeit ist, dass das passiert. Mehr und mehr wird digitalisiert und die besten Jobangebote sind in dem Bereich konzentriert. Rückblickend hätte ich auch IT studiert.

Zukunftspläne

Ich weiß nicht, was der Zukunft für mich hält, weil sich jedes Jahr viel in mein Leben verändert hat. Ich will auf jeden Fall politischer werden, in Dänemark habe ich mich schon etwas in dem Bereich eingemischt. Wir müssen die Ressourcen, die wir haben, in die richtige Richtung biegen. Die Regulierung von IT ist ein Thema, mit dem ich mich zum Beispiel beschäftigen will.

Dumme Sprüche und wie werden wir sie los?

Es scheint, dass Männer vergessen, dass Frauen in der IT existieren. Das ist ein schlechtes Gefühl. Man wirkt durchsichtig und unwichtig als Frau und für die Weiterentwicklung. Einmal habe ich persönlich erlebt, wie ein Vortrag verachtet wurde, weil es um ein weibliches Thema ging. Die Gründerin von Clue, eine App, die den Menstruationszyklus dokumentiert, hielt einen wichtigen Vortrag zum Thema Frauengesundheit. Die Männer im Publikum haben gelacht, weil es für sie unwichtig, langweilig und blöd war. Und das, obwohl es eine Technologie wie alle anderen ist. Clue ist eine App, die gut funktioniert und Frauen bei dem entdecken von Problemen hilft. Die männliche Denkweise war aber, dass Technologie für etwas ‚Ernstes‘ genutzt werden muss.

Es reicht nicht, die ganze Zeit darüber zu reden, wie schwer es für Frauen in der IT ist. Die Lösung ist eher, Vorbilder präsentieren und selbst präsent und aktiv sein. Man hat eine größere Verantwortung als Frau, aktiv zu sein. Es ist schlimm, wenn Frauen, die viel geschafft haben, nicht nach ihrer Arbeit gefragt werden, sondern nur wie schwer es in diesem Bereich ist. Deswegen will ich durch moinworld dazu beitragen, dass Vorbilder in den Vordergrund gerückt werden!

Folgende Frauen kann ich als Vorbild empfehlen:

  • Laura Shin: sie ist Journalistin bei Forbes und definitiv einer der besten Journalistinnen im Feld. Sie schreibt eine tolle IT-Kolumne und veröffentlicht ein Podcast zu Blockchain, eine der besten Journalistinnen im Feld. Sie zeigt, dass man es auch ohne Hintergrund in die IT schafft, redet mit den richtigen Menschen und stellt die richtigen Fragen. Sie kommt zur Sache und redet kritisch darüber.
  • Claire Evans: sie hat ein Buch über die feministische Geschichte des Internets veröffentlicht,welches sehr gut geschrieben und interessant ist.

Bis bald bei einem unserer nächsten Meetups in München!