June 28, 2017
Reisen trotz Handicap geht. Frauen in IT-Berufen geht auch.
Kofferraum packen, Motor starten und durch die Gegend fahren. Neue Landschaften, neue Kulturen, ja neue Leute kennenlernen. Durch Schlaglöcher brettern, unbekannte Tiere sichten, jeden Abend ein neues Bett beziehen, vor Hürden stehen, die mir auf den ersten Blick unüberwindlich scheinen. Genau so sieht in etwa jeder meiner Tage seit September 2016 aus.
Dabei ist jeder Tag anders, jeder Tag macht mich stärker, lässt mich über mich hinauswachsen.
Weltreise trotz Muskelkrankheit
Seit gut neun Monaten bin ich, Kathi (27), nun unterwegs in der weiten Welt. Während mich die ersten paar Monate noch eine Freundin auf meiner Weltreise begleitete, bin ich mittlerweile alleine.
Alleine als Frau in Südamerika. Und ich startete trotz oder gerade aufgrund einer Muskelkrankheit, die mich in vielen Aspekten meines Lebens beeinträchtigt. Hoher Bürgersteig, Treppe ohne Geländer, steiler Berg: die Schwäche meiner Muskeln zeigt sich in allen Bereichen meines Körpers, vor allem aber in den Beinen. Oft bin ich auf Hilfe angewiesen, auch wenn es ab und zu nur ein kleiner Finger ist, den ich brauche, um mich sicherer zu fühlen.
Wer krank ist kann doch keine Weltreise machen? – So ein Quatsch! Was, eine Frau, die mir eine Webseite bauen will? Die kann das doch nicht. – Ebenso Quatsch! Nur weil ein Stereotyp sagt, dass du das nicht kannst, heißt das noch lange nicht, dass du das nicht kannst…
Backpacking und mit dem Bus reisen wäre natürlich nicht möglich in meinem Fall. Deshalb ein Auto. Mein Auto, das sind quasi meine Beine. Es begleitet mich auf meinen Abenteuern und auf meinen Flitzer namens Sams, den ich mir in Chile gekauft habe, ist oft mehr Verlass als auf meine Beine. Er wird zwar bergauf auch langsamer, aber ist immer noch schneller als ich zu Fuß :)
Während ich noch vor Reiseantritt der Meinung war, dass ich vielleicht in fünf Jahren im Rollstuhl sitzen werde, weil die bisher noch nicht eindeutig zuschreibbare Muskelschwäche voranschreitet, weiß ich mittlerweile, dass ich diese Krankheit los werde. Seit ich unterwegs bin, hat sich nämlich nichts verschlechtert. Es ist eine Frage der Zeit, aber gesund werden beginnt im Kopf. Und mein Kopf will dieser Krankheit mittlerweile keine Chance mehr geben.
Über sich hinauswachsen
Auf meinem Blog (1) whereiskathi berichte ich über meine positiven Erlebnisse, aber auch die deprimierenden Momente meiner Reise. Ich möchte Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation wie ich befinden, Mut machen. Reisen trotz Handicap geht, sehr gut sogar. Was anfangs unmöglich erscheint, lässt einen hinterher umso stolzer sein. Ich hab mich zum Beispiel mal auf eine Sanddüne wegen eines wohl atemberaubenden Sonnenuntergangs gequält (im Gänsemarsch, weil meine Beine einfach nicht schneller konnten), habe geweint, wollte nach gut zwei Dritteln aufgeben, hab aber weiter gemacht. Oben angekommen fühlte ich mich gut, toll. Der Sonnenuntergang war jetzt nicht so besonders, aber hey – an diesem Tag wuchs ich wieder ein Stück über mich hinaus.
Seit ein paar Wochen bin ich nun in Chile, mir gefällt es hier, ich bin gerne hier. Während ich in letzter Zeit vermehrt versuchte, meinen Blog irgendwie auf Vordermann zu bringen, tat sich plötzlich die Möglichkeit auf, Anja mit moinworld zu unterstützen. Genau mein Ding, genau mein Thema. So lange schon würde ich gerne lernen, wie ich selbst die Farben meines Blogs ändere oder aber auch aus meinem Slider im Header-Bereich ein statisches Bild mache. Aus Bequemlichkeit wird dann doch der liebe Ex-Kollege drum gebeten. Ja genau, der Kollege. Eine Ex-Kollegin, die Ahnung vom Programmieren hat, hab ich nicht. Leider. Schade. Dabei wäre es so wichtig, auch mal ein paar Frauen in diesen so männlichen Beruf zu bekommen. Mit mir gibt’s bald eine von hoffentlich vielen weiteren Frauen, die Ahnung von IT hat :)
Quellen: